Sie wollen sich schaden? Versuchen Sie, Ihr Ego zu überwinden
In vielen spirituellen Lehren ist von der Überwindung des Ego die Rede. Und auch in christlichen Strömungen soll es darum gehen, das Menschliche zu überwinden. Nun haben spirituelle Traditionen für Viele sehr hilfreiche Inspirationen vermitteln können – dieser Aspekt jedoch beschreibt einen Anspruch, der meiner Ansicht nach mehr Schaden als Nutzen nach sich zieht.
Das Ego
Der Begriff Ego ist für viele sehr negativ besetzt – verbinden sie damit ja Worte wie egoistisch oder gar egoman. Weil es das Ich in Wirklichkeit gar nicht gäbe, wir Teil das Allganzen seien, sei das Ich eine Illusion, die es aufzulösen gälte. Auch unser Körper sei ein Scheinbild, wir bestünden nur aus Geist, ebenso sei Zeit ein Trugbild, es gäbe nur den einen Augenblick. So könnte man dieses Weltbild zusammenfassen. Und ja, vielleicht sind das Beschreibungen, die für eine außerweltliche, allgemeingültige Wirklichkeit gilt.
„Aber hier gibt es doch Zeit – oder warum altern wir, wachsen Bäume? Wer oder was entscheidet, ob ich dieses oder jenes tue, fühle oder denke?“, waren oft meine Gedanken. Mir kam das immer schon komisch vor – und ich habe es, als Selbstverleugnerin, natürlich auf meine unzulängliche spirituelle Entwicklung geschoben. Und ich war so beruhigt, als ich im Buch „Welten der Seele“ von Hasselmann/Schmolke eine ganz andere Sicht eröffnet bekam.
Das Ego in der Archetypenlehre
Wie denkt man nun in der Archetypenlehre (mehr darüber hier) über das Menschliche, über das Ego?
Seelen wollen Erfahrungen machen, um ihre Liebesfähigkeit und ihre Erkenntnis zu vermehren. Dafür bereisen sie verschiedene Welten und Sphären, damit sie unter den unterschiedlichsten Bedingungen lernen können. Eine dieser Welten ist die Erde, mit all ihren besonderen Gegebenheiten. Wir haben hier
- Zeit und Raum
- Körper und Materie
- Blutsverwandtschaft und Beziehungen
- Dualität und Polarität
- Wahlfreiheit
„Menschsein bedeutet, die seelisch-strukturellen Vorgaben in einem Säugetierkörper auf dem Planeten Erde zu erleben und zu gestalten. Es handelt sich also um ein sehr spezifisches Forschungsvorhaben, das sich von denen anderer Seelenvölker auf anderen Planeten unterscheidet. Menschen gibt es nur auf der Erde. Seelen unserer Art aber gibt es im gesamten Universum in verschiedenen Materialisationsformen“, heißt es im Buch „Die Seelenfamilie“ von Dr. Varda Hasselmann und Frank Schmolke.
Die Forschungsaufgaben der Seele
So beziehen sich auch die Forschungsaufgaben, die unter der großen Überschrift „Was ist das Menschsein?“ von den Seelenfamilien geleistet werden und die aspekthaft von jeder Seele erkundet werden, auf diese Bedingtheiten. Die 7 Forschungsgebiete lauten: Mensch und
- Empfindung (Energie 1)
- Erkenntnis (Energie 2)
- Materie (Energie 3)
- Zeit und Raum (Energie 4)
- Gemeinschaft (Energie 5)
- Transzendenz (Energie 6)
- Bedingtheit (Energie 7)
„Der Sinn der vielen aufeinanderfolgenden Existenzen besteht darin, dieses Verlorene in ganz individueller Weise zu beschreiben und zu erfahren und sich mit detektivischer Akribie und viel Energie dahin vorzutasten, das Verlorene (der Allganzheit) wiederzuerlangen“, heißt es in der „Welten der Seele“ von Hasselmann/Schmolke (Goldmann Verlag) auf Seite 25. Also das Erkennen der Ganzheit durch die Erkundung seines Duals, der Trennung.
Was nun die Seelen ausmacht, die sich auf der Erde inkarnieren, ist die Bereitschaft
- zur Vereinzelung
- einen verwundbaren Körper zu bewohnen
- Auseinandersetzung mit Materie aufzunehmen
- Begrenztheit von Raum und Zeit in Kauf zu nehmen
- sich in Karma als Prinzip von Ursache und Wirkung zu verstricken und zu lösen
- mit physischem Leben und Tod in Berührung zu kommen
- unablässig Entscheidungen zu treffen
Für diese Erforschungen braucht die Seele ein sich erfahrendes Ich, das in materieller Form zur Kontaktaufnahme fähig ist. Ein Ich, das Entscheidungen trifft. Ein Ich, das sich als vereinzelt wahrnehmen kann, um durch die Begegnung mit Trennung zu erinnern, was Ganzheit ist – und damit dem, was wir auch Göttlichkeit nennen könnten. Dieses Ich ist also ein notwendiger weltlicher Aspekt der inkarnierten Seele. Ego muss also sein! Somit gibt es in der Dualität beides: das Ungeteilte, Geistige jenseits von Zeit und Raum und das Ichhafte, Materielle in Zeit und Raum mit all seinen Konsequenzen.
Dank dem Ego!
Dafür gilt dem sogenannten Ego dann doch eher Dank für seine Bereitschaft, Angst zu empfinden, Verletzung vermeiden zu wollen, sich zu verstricken. All seine Bestrebungen gelten diesen Zielen, und je nach Bewusstseinsreife und Seelenalter wird das Ego verschiedene Wege und Formen dafür wählen. Sich allein oder in Gemeinschaft empfinden, Materie und Körper gestalten oder zerstören. Zeit und Raum zur Unterscheidung nutzen, Beziehungen aufbauen und beenden. Auseinandersetzungen mit den Entscheidungen anderer und den eigenen, Schuld und Unschuld erkunden, die ebenfalls weltliche und geistige Aspekte enthält. So beziehen sich auch die bewusstseinsentwickelnden Themen in den unterschiedlichen Seelenaltern (siehe in: Hasselmann/ Schmolke: Junge Seelen – Alte Seelen) auf die Auseinander-Setzung mit dem, was Menschsein bedeutet.
So sind wir als Menschen mit einem Ego vollkommen unvollkommen. Und das perfekte Instrument zum Lernen! Sicher ist aber auch: Nicht wir haben eine Seele – die Seele hat uns! Und setzt unserem Ego-Willen ihr größeres Wollen zur Seite. Gott sei Dank.
Liebe Marion – gut, wie Du das beschreibst, danke! Mein Ich, mein Ego – mit dem ich ja einen innigen Kontakt pflege – kann es nicht verstehen, von vielen so verleugnet zu werden 😉
Ich/Ego will für mich da sein – also: nicht negieren, vernichten, auflösen sondern in Kontakt treten und gemeinsam mit den verschiedenen Menschen-Ebenen ganzer werden, d.h. Erfahrungen machen. Das macht Freude und Spass – auch wenn es nicht immer einfach ist.
Ähnliches würde ich übrigens auch dem viel geschmähten Schatten zuschreiben – der will gehegt und gepflegt sein. Herzliche Grüsse aus Zürich – Markus
Lieber Markus,
ja, auch die Schatten sind für mich willkommener Anteil unseres Ich. Immer wieder spannend und ein tolles Lernfeld – und oft furchtbar anstrengend. Puh!
Herzliche Grüße
Marion
Ich finde ihr Blog einfach nur super! Weiter so!
Neben die 7 Wege der Seele würde mich auch interessieren, welche Ausstrahlung und Eigenschaften die Seelenrolle der Gelehrten in der Führungskraft haben. Bestimmt können Sie da was berichten.
Übrigens ist mir aufgefallen, dass die Menschen als Gelehrten in den Büchern weniger oft berichtet wird als zum Beispiel die Weisen und Priestern. Ich vermute, dass die Gelehrten nicht gerne im Mittelpunkt stehen oder das Ganze auf neutraler Basis kritischer gegenüberstehen. So wenig Gelehrtenseelen sind es nun auch wieder nicht. (sicher mehr als es Könige gibt)
Lieber Mario,
ja, die Gelehrten sind natürlich viel häufiger als die Könige. Die Verteilung der SEELENROLLEN ist übrigens genau in der Reihenfolge der Energiezahlen. Es gibt also am meisten Heiler, am wenigsten Könige. Ist ja auch logisch und richtet sich nach der Notwendigkeit, was gebraucht wird.
Zu den Gelehrten als FührungsKraft bedürfte es einen eigenen Artikel. Danke für die Anregung und
Herzliche Grüße
Marion
Vielen Dank für diesen Ego-freundlichen Artikel :). Es ist eine Wohltat diese Zeilen zu lesen, zumal einige spirituelle Lehren dem Ego sehr viel Schuld für sein Dasein eindoktrinieren wollen. Denn egolos durch die Welt gondeln zu wollen – kommt ja auch vom Ego. In der seelischen Entwicklung geht es ja auch darum, Gleichmut und Liebe für sein Ego zu entwickeln und somit auch in Bewusstheit zu verstehen, dass ein Leben als Mensch sich mit Leib, Seele und Ego bedingt :). Vielen Dank für diese „Zumutung“ ein Ego zu haben :).
Vielen Dank für die schönen Worte! So empfinde ich das auch – und könnte mich oft aufregen, wenn das „Ego“ mal wieder diskriminiert wird. Ganz herzlichen Gruß, Schwester im Geiste!